Deutsch­land hat dem ewigen Que­ru­lanten“ Bernd Schuster den Rück­tritt aus der Natio­nal­mann­schaft nie ver­ziehen, Spa­nien dagegen liegt dem neuen Trainer von Real Madrid schon seit den Acht­zi­ger­jahren zu Füßen. Weil Genie hier mehr gilt als Nibe­lun­gen­treue und der deut­sche Mit­tel­feld­spieler Fuß­ball so zele­briert hat, wie die Spa­nier ihn lieben: als große all­wö­chent­liche Unter­hal­tungs­show.

In Spa­nien ist Fuß­ball vor allem ein Spek­takel“, erklärt Sport­jour­na­list Manolo Lama vom popu­lären Radio­sender Cadena Ser. Als Trainer wie als Spieler pflegt Schuster einen angriffs­starken, schnellen Stil, das gefällt. Außerdem hat er gelernt, mit den Medien umzu­gehen.“ Allein in Madrid und Bar­ce­lona erscheinen täg­lich vier Sport­zei­tungen, Fuß­ball­profis werden auf Schritt und Tritt von einer Pha­lanx Reporter begleitet. Da freut es die Jour­na­listen, wenn Typen wie Schuster ihnen Schlag­zeilen lie­fert. Bernd redet gera­deaus und hat immer einen lus­tigen Kom­mentar oder eine nette Anek­dote auf Lager“, sagt Lama. Das ist die per­fekte Mischung aus deut­scher Klar­heit und spa­ni­schen Umgangs­formen.“

Die Klub­prä­si­denten sind ja auch keine Sach­be­ar­beiter“

Fast die Hälfte seines Lebens hat der 47-Jäh­rige in Spa­nien ver­bracht; die Jahre haben ihn ruhiger werden lassen. Was vom legen­dären Dick­kopf übrig ist, gereicht ihm nun eher zum Vor­teil. Die Klub­prä­si­denten sind ja auch alles Cha­rak­ter­typen und keine Sach­be­ar­beiter“, sagt der renom­mierte Spie­ler­be­rater Nor­bert Pflippen, der seit fünf Jahren auf Mal­lorca lebt. Dagegen kommt nur einer wie Schuster an, der nie ein­ge­knickt ist.“

In Spa­nien wäre es auch in den Acht­zi­ger­jahren nie­mandem ein­ge­fallen, dem blonden Schnauz­bart, der so bril­lante Pässe schlagen konnte, sein auf­brau­sendes Tem­pe­ra­ment anzu­kreiden. Im Gegen­teil: Es war Aus­druck seines Genies. Und an dem ließ er fast die gesamte Fuß­ball­na­tion teil­haben. Nach acht Jahren beim FC Bar­ce­lona streifte er sich das weiße Trikot Reals über und wech­selte danach zum Lokal­ri­valen Atlé­tico Madrid. Als ein­zigem Spieler gelang Schuster das Kunst­stück, mit jedem der drei ver­fein­deten Klubs Titel zu gewinnen. Zwar sorgten seine Wechsel jedesmal für einen Auf­schrei, doch davon ließ sich der Deut­sche nicht beein­dru­cken – und ihm wurde ver­ziehen. Der FC Bar­ce­lona hält noch heute große Stücke auf ihn. Bernd Schuster ist der ein­zige Trainer Reals, der auch Mit­glied des kata­la­ni­schen Erz­ri­valen ist.

Laut Barcas Sta­tuten ist Image­schä­di­gung ein Grund für den Ver­eins­aus­schluss, ob die Berufs­be­zeich­nung Trainer von Real Madrid“ diesen Tat­be­stand erfüllt, will der Klub gar nicht erst unter­su­chen. Es ist für uns immer noch eine Ehre, einen der besten Spieler der Welt zu unseren Mit­glie­dern zählen zu dürfen“, heißt es aus dem Prä­si­dium. Aus­pfeifen werden die Kata­lanen Schuster beim nächsten Derby trotzdem. Schließ­lich liegt es erst wenige Wochen zurück, dass er, noch als Trainer von Getafe, gegen Barcas Coach Frank Rij­kaard stän­kerte. Wäre ja auch lang­weilig, wenn Ber­nardo alles Que­ru­lan­tentum abge­legt hätte.

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Julia Macher ist Autorin des Ber­liner Tages­spie­gels“ www​.tages​spiegel​.de .

Zwi­schen Genie und Gaby – Die Kar­riere des blonden Engels www​.11freunde​.de/​i​n​t​e​r​n​a​t​i​o​n​a​l​/​19668 .

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